- sozialer Brennpunkt
- sozialer Brennpunkt,sozialwissenschaftlicher, sozialpädagogischer Begriff, mit dem seit den 1970er-Jahren versucht wurde, eher negativ besetzte Bezeichnungen benachteiligter Wohngebiete wie »Obdachlosensiedlung« oder Ähnliches zu ersetzen und statt einer an persönlichen Schuld orientierten Sicht ihrer Bewohner gesellschaftliche Zusammenhänge und notwendige sozialpolitische und sozialpädagogische Interventionen und Planungen einzufordern.In seiner heutigen Bedeutung geht der Begriff auf eine Definition des Deutschen Städtetages von 1979 zurück, der soziale Brennpunkte als »Wohngebiete« definiert, »in denen Faktoren, die die Lebensbedingungen ihrer Bewohner und insbesondere die Entwicklungschancen beziehungsweise Sozialisationsbedingungen von Kindern und Jugendlichen negativ bestimmen, gehäuft auftreten«, wobei besonders darauf hingewiesen wurde, dass in sozialen Brennpunkten mehrere Formen der Benachteiligung anzutreffen sind, die sich akkumulieren. Hierzu gehören u. a.: eine mangelhafte soziale Infrastruktur, ein hohes Maß unterschiedlicher, sich gegenseitig verstärkender Belastungen wie niedriges Einkommen oder Armut, hohe Arbeitslosigkeit, geringe Bildungschancen, besonders belastete Familiensituationen und/oder zahlreiche infolge gesellschaftlicher Ausgrenzungsmechanismen stigmatisierte Menschen, z. B. Aussiedler, Ausländer, Asyl Suchende, sowie nicht zuletzt schlechte Wohnungen und Bausubstanzen. Die Existenz sozialer Brennpunkte sowie ihre konkreten Formen zeigen so einerseits bestehende Benachteiligungen sozialer und ökonomischer Art auf, zum anderen verweisen sie auf mehr oder weniger geplante städtebauliche Fehlentwicklungen, deren Abbau das Zusammenspiel von Sozialpolitik, Städteplanung und Sozialarbeit erforderlich macht. Schließlich spiegeln sie auch die vorhandenen gesellschaftlichen Integrations- beziehungsweise Ausschließungsmuster wider, etwa (als so genannte »schlechte Adressen«) über die Verbindung von schlechten Wohnlagen mit geringer Kapitalausstattung und geringen sozialen Chancen und Aufstiegspotenzialen.
Universal-Lexikon. 2012.